Es ist kein Geheimnis, dass sich Spanien sehr von Deutschland unterscheidet – Das Klima, die Menschen und natürlich das Essen. Die Spanier haben mit ihrer mediterranen Küche nicht nur viele andere Gerichte als die Deutschen, sondern darüber hinaus auch ganz andere Essgewohnheiten und -zeiten.
Es besteht kein Zweifel, dass die Spanier ihr Essen lieben. Dies tun sie sogar so sehr, dass in Spanien bis zu fünf Mal pro Tag gegessen wird, womit sie den Deutschen mit ihren drei Mahlzeiten pro Tag einiges voraushaben. Bei der spanischen Esskultur geht es jedoch um so viel mehr, als um das bloße Essen. Es geht darum, gutes Essen, guten Wein oder Bier in der Gesellschaft von Freunden zu genießen und vor allem geht es um das gute Gespräch mit ihnen: „Sobremesa“, so nennt sich diese gesellige Gesprächsrunde, die manchmal noch bis zu Stunden nach dem Beenden der Mahlzeit andauern kann und für die es keine entsprechende deutsche Übersetzung gibt.
Frühstück/ Desayuno (9 Uhr)
Das Frühstück in Spanien ist viel weniger wichtig als in Deutschland. Während es für die Deutschen beinahe die wichtigste Mahlzeit des Tages ist, scheint für die Spanier das Gegenteil der Fall zu sein. Die meisten Spanier überspringen es sogar und trinken nur einen Kaffee vor dem Weg zur Arbeit. Die wenigen Spanier, die frühstücken, essen meistens einen kleinen süßen Snack wie ein Toast mit Marmelade oder ein süßes Gebäck.
Die berühmteste spanische Frühstücksvariante sind die geliebten Churros mit Zucker oder heißer Schokolade. Bei dieser (chocolate caliente a la taza) handelt es sich jedoch nicht wie in Deutschland üblich um Kakaopulver gemischt mit Milch. Nein, in Spanien erhält man im wahrsten Sinne des Wortes eine Tasse voll mit himmlischer, dick geschmolzener Schokolade! Es sollte jedoch angemerkt werden, dass die Spanier -entgegen der landläufigen Meinung-sich nicht jeden Morgen fette Churros mit Schokolade einverleiben, genauso wenig wie bei den Deutschen täglich die Currywurst auf dem Speiseplan steht.
Kurios: Nach einer durchzechten Nacht heißt das Essen der Wahl der Spanier Churros, während sich die Deutschen lieber auf Pommes und Döner stürzen.
Typisch für das spanische Frühstück oder den Brunch, aber bei Weitem weniger bekannt, ist das leckerer tostada con aceite y tomate. Hierbei handelt es sich um ein frisch getoastetes Brot mit geschälten und pürierten Tomaten. Dies ist die Richtige Wahl, um sich wie ein echter Spanier zu fühlen!
Zweites Frühstück/ Almuerzo (11 Uhr)
Nach so einem, wenn überhaupt, minimalistischen Frühstück und so einer langen Zeit bis zum Mittagessen, haben die Spanier meistens zwischen 10.30 und 12.00 Uhr einen Snack, um bei Kräften zu bleiben. Das Almuerzo ist in Spanien viel geläufiger als in Deutschland und in vielen Firmen gibt es extra eine kleine Pause dafür. Gegessen wird in diesen Pausen dann meistens eher herzhaft mit Sandwiches oder einer „Empanada“ (eine ursprünglich aus Galizien stammende gefüllte Teigtasche) und dazu starker Kaffee.
Mittagessen / Comida (2.30 Uhr)
Im Gegensatz zum deutschen Mittagessen, findet das spanische „Comida“ viel später meist zwischen zwei und vier Uhr statt. Ähnlich wie in Deutschland ist es die wichtigste Mahlzeit des Tages und besteht aus mehreren Gängen: Einem Salat oder Suppe als Vorspeise, gefolgt vom Hauptgang und der Nachspeise.
Nehmen wir Valencia als Beispiel: Nichts outet einen Touristen deutlicher als abends in einem Restaurant Paella zu bestellen. Spanier würden so eine reichhaltige Mahlzeit nie am Abend, sondern immer während der Mittagszeit zu sich nehmen. Die authentische Paella Valenciana, die ursprünglich aus der Stadt Albufera in der Provinz Valencia im Süden Spaniens stammt, sollte weißen Reis, lange weiße Bohnen, flache grüne Bohnen, Tomaten, Fleisch (Huhn und Hase), Salz, Öl, Wasser und je nach Saison Safran enthalten. Normalerweise essen Spanier die Paella am Wochenende zusammen mit der Familie, da es eine Zeit dauert, sie vorzubereiten und wie gesagt, niemals am Abend.
Die Spanier überstürzen ein Mittagessen nicht und mit der Siesta im Anschluss dauert es sogar noch länger. Aber verschlafen die Spanier wirklich den halben Nachmittag während der Siesta? Die Antwort ist ja und nein. Es ist bei den Menschen am Wochenende und bei Kindern durchaus beliebt, jedoch weniger während der Arbeitswoche. Die meisten Menschen arbeiten weiter entfernt von ihrem Wohnort und haben darum nicht unbedingt Zeit, um in der Mittagspause für eine Siesta nach Hause zu gehen.
Nachmittagssnack/ Merienda (6 Uhr)
Es dauert noch lange bis zum Abendessen, Zeit für einen Zwischensnack! Die meisten Aspekte des täglichen Lebens in Spanien finden zu einer späteren Zeit statt als in Deutschland. Die Spanier arbeiten später und brauchen darum nach der Arbeit und vor dem Abendessen einen kleinen Snack. Um diese Uhrzeit gibt es meistens etwas Süßes.
Abendessen / Cena (10 Uhr)
Weil das Mittagessen in Spanien so groß ausfällt, ist das Abendessen eine kleinere und leichtere Angelegenheit, so wie auch in Deutschland typischerweise Butterbrote zum Abendessen gegessen werden. Im Unterschied zu Deutschland findet das spanische Abendessen jedoch viel später zwischen 9.30 und 11.00 Uhr statt. Im Sommer kann man Spanier sogar oft noch um Mitternacht in den Restaurants beobachten. Das Abendessen in Spanien ist meistens ein Salat oder ein paar Tapas, nichts allzu Gehaltvolles.
Tapas sind fest in der spanischen Kultur verwurzelt, es gibt sogar das spanische Verb „tapear„, was Tapas essen gehen bedeutet. Und was für ein schöner Teil der Kultur ist es! Sicherlich wisst ihr, dass Tapas kleine Snacks sind, die man bei ein paar alkoholischen Getränken mit Freunden teilt, mehrere Tapas ersetzen dabei eine Mahlzeit. Die Portionengröße der Tapas kann man selbst wählen: Eine „media racíon“ ist eine halbe Mahlzeit, eine „racíon“ eine Ganze. Die Idee hinter dem Tapas essen (ir de tapas), ist mit der deutschen Kneipentour zu vergleichen. Das heißt, dass man nicht mehr als 2 Tapas in derselben Bar zu sich nimmt und danach in eine andere Bar weiterzieht. Tapas sollen die Gespräche zwischen den Menschen anregen, weil diese sich so weniger auf die Mahlzeit an sich konzentrieren. In den spanischen Bars kann man also nicht nur gut trinken, sie sind vor allem ein Treffpunkt für Freunde und der soziale Mittelpunkt, um Essen und Trinken zu teilen und die Gesellschaft anderer Menschen zu genießen. In manchen Orten wie zum Beispiel Granada wird zum Drink sogar ein gratis Tapas gereicht. Dies ist aber nicht überall der Fall.
Kurios: Tapas stammen ursprünglich aus Sevilla, wo Barkeeper Drinks mit einem Stück Fleisch als Deckel (tapa) auf dem Glas servierten als Schutz vor Insekten. Außerdem sollte das salzige Fleisch die Kunden durstig machen und so den Verkauf ankurbeln.
Hier sind einige der Tapas-Klassiker:
- Aceitunas: Oliven (Achtung: Diese sind oft mit Sardellen gefüllt!)
- Calamares: Frittierte Tintenfischringe
- Croquetas: Kroketten meistens mit Bechamelkäse oder mit Kartoffeln mit Kabeljau, Schinken oder Huhn gefüllt
- Gambas al ajilo: Garnelen gekocht in Olivenöl mit Knoblauch und Chili
- Patatas Bravas: mundgerechte Kartoffelstückchen mit einer würzigen Tomatensoße. Mancherorts, besonders in Valencia, wo sie herkommen, werden Bravas mit Aioli serviert, eine Art Knoblauchmayonäse.
- Tortilla española: ein dickes Kartoffelomlett.
- Plato de jamón y queso: ein Teller mit Schinken und Käsesorten, unterschiedlich je nach Region in Spanien.